Donnerstag , 21 November 2024
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Musiker, die Poker lieben

Das Schicksal herausfordern und alles auf eine Karte setzen oder doch lieber aussteigen? So intellektuell wie es Poker dank seiner psychologischen und mathematischen Elemente auch ist, so gefühlsgeladen ist das Spiel für viele Zocker. Kein Wunder, dass es außer analytischen Denkern gerade Künstler mit Vorliebe an den Pokertisch zieht.

Die bekannten Stars aus den USA und Deutschland

Zu den bekanntesten internationen Stars, die mit Hingabe und Erfolg zu den Karten greifen, gehört der US-Rapper Nelly. Der mehrfache Grammy-Gewinner setzte sich 2007 sogar beim Main Event der World Series of Poker in Las Vegas an den Tisch, um sein Glück bei der Weltmeisterschaft zu versuchen. Weit kam er dort zwar nicht, aber die meisten der anwesenden Profis waren einzig und allein aufs Pokern als Karriere konzentriert und nicht damit, einer der Stars der Musikzene zu sein.

Superstar Jay-Z, der seit den 1990ern aus den Charts nicht wegzudenken ist, gleich, ob er allein oder zusammen mit seiner megaberühmten Frau Beyonce Songs aufnimmt, ist ebenfalls ein bekannter Pokerfan, der bevorzugt in amerikanischen Casinos spielt.

Die Leidenschaft für die Karten beschränkt sich aber nicht allein auf die Männerwelt. Gladys Knight, die „Empress of Soul“, die ihre musikalische Karriere in den 60er Jahren begonnen hatte, hat sich in ihrer Autobografie ausführlich zu ihrer Begeisterung und ihrem Talent für Blackjack und Poker geäußert.

Auch in Deutschland ist die Kombination aus Musiker und Pokerspieler zu finden. Stefan Raab hat seinem Hobby sogar einen leicht ironisch angehauchten Schlager gewidmet, in dem er Zocken und Romanze verbindet. Er ist halt bei beidem „All In“.

Poker in der Musikwelt

Dass Pokerbegriffe und Metaphern ihren Weg in die Musikcharts gefunden haben, ist nichts neues, wenn auch Raabs Lied es in der Bekanntheits- und Erfolgsskala nicht mit Lady Gagas „Pokerface“ aufnehmen kann.

Vielleicht liegt die Faszination an den Lektionen, die das Pokerspiel fürs Leben beinhaltet. Keiner hat das besser ausgedrückt als Country-Sänger Kenny Rogers in „The Gambler“ (“Der Spieler“), in dem ein alternder Zocker einem jungen Mann während einer nächtlichen Zugfahrt im Tausch für eine Zigarette und einen  Schluck Whisky Ratschläge gibt. Jede Hand kann gewinnen, jede Hand kann verlieren, heißt es darin, und dass er den Kontrahenten an den Augen ablesen kann, wie das Spiel läuft. In wenigen Songzeilen umreißt Rogers alles, was gewiefte Pokerspieler, aber auch Lebenskünstler wissen, nämlich das man lernen muss, wann es sich lohnt, die Karten hinzuwerfen und einzusehen, dass diese Runde nicht zu gewinnen ist, und wann sich ein Risiko lohnt.

Für Musiker kann das sein, wenn sie an ihrer Show feilen und an einer Idee zweifeln, oder auch nur, wenn es darum geht, alles andere zu verdrängen und sich ganz und gar auf eine Sache zu konzentrieren.

Mit der richtigen Strategie

Selbst im privaten Bereich und im Geschäftsleben kann „The Gambler“ und das Studium einer Pokerstrategie an sich eine nützliche Lektionen erteilen. Zum einen zwingt das Spiel einen dazu, Entscheidungen zu treffen. Diese können sich als richtig oder falsch erweisen, aber niemand nimmt einem diese ab. Die meisten erfolgreichen Spieler trainieren vor allem online und notieren sich jeden einzelnen Zug, um die gezockten Hände anschließend zu analysieren. Mit ausreichend Daten lassen sich nicht nur die Gegner und deren Stärken und Achillesfersen besser einschätzen, auch das eigene Verhalten lässt sich unter die Lupe nehmen.

Wer weiß, dass er sich zu schnell mit einem Bluff ins Bockshorn jagen lässt oder zu hohe Einsätze mit einer riskanten Hand wagt, der kann daran arbeiten. Die so gewonnenen Erfahrungen lassen sich im Berufsleben häufig übertragen, indem außer dem eigenen Muster auch die anderen Beteiligten unter die Lupe genommen werden. Kommt ein Vorschlag von einem zuverlässigen Kandidaten, wird man nach einem Ja ruhiger schlafen als wenn die Idee von einem Mitarbeiter stammt, der für seine Selbstüberschätzung bekannt ist.

Eine andere wichtige Lektion ist es, eine Niederlage nicht nur wegstecken zu lernen, sondern möglichst Nutzen daraus zu ziehen. Ein Pokerspieler, der gleich am Anfang aussteigt, weil er schlechte Karten hatte, kann den Rest der Runde, die verbliebenen Spieler und deren Reaktionen studieren, sich Notizen machen und hinterher überlegen, wer falsche Entscheidungen getroffen hat.

Neigt man selbst dazu, trotz Kenny Rogers‘ Weisheiten zu lange an seinen Karten festzuhalten, empfiehlt sich die anschließende schonungslose Selbstanalyse, um festzustellen, woran das liegt. Geht es um das Ego, die Angst vor Gesichtsverlust, oder übereilte Entschlüsse unter psychologischem Druck? Und gibt es Zusammenhänge zu den gleichen Fehlern im Büro oder im Privatleben, weil es einem schwer fällt, jemanden durch ein Nein zu enttäuschen?

Verluste verkraften

Weil selbst der beste Pokerspieler der Welt immer wieder Niederlagen erleben wird, ist dieses Wissen sogar befreiend. Ein Verlust wird nicht zur himmelschreienden Tragödie, genau wie eine Gewinnsträhne nicht heißt, dass man unbesiegbar ist. Vor allem aber erlaubt das Spiel es beim vernünftigen Zocken, sich selbst Grenzen zu setzen. Wie überall beim Glücksspiel sollte von vornherein nur Geld eingesetzt werden, dessen Verlust tragbar ist. Wer versucht, sein Glück zu wenden, indem die Einsätze immer höher und riskanter werden, wird damit auf Dauer genau wie im Geschäftsleben mit großer Wahrscheinlichkeit schmerzhaft auf die Nase fallen.

Wer diese Lektionen gelernt hat, ist auf dem besten Weg, sich in jeder Situation auf das Wesentliche konzentrieren zu können und zu entscheiden, wann es sich lohnt, die Karten hinzuwerfen und auszusteigen, und wann es angebracht ist, „All In“ zu gehen, im Spiel, Beruf, oder in der Liebe. Und notfalls gibt es genug Songs, die einen daran erinnern können.

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